Sauberer Wirtschaftsverkehr

Der städtische Wirtschaftsverkehr wächst! Neben der Versorgung des Handels und der Gewerbe mit Waren und Rohstoffen, der städtischen Entsorgung sowie der Mobilität von Dienstleistern nimmt insbesondere der Anteil an Paketzustellungen an Privathaushalte rasant zu. Verantwortlich dafür ist die große Lust am Online-Shopping (E-Commerce) und eine zukünftige Stagnation ist bislang nicht abzusehen, da inzwischen auch zeitkritische Waren wie Lebensmittel online bestellt und am gleichen Tag ausgeliefert werden. Heute verursacht der Wirtschaftsverkehr bereits einen hohen Anteil der CO2-Emissionen im Straßenverkehr und besonders der innerstädtische Lkw-Verkehr trägt einen Großteil zur Schadstoff- und Lärmbelastung bei. Zudem kommt es bei der Nutzung verkehrlicher Infrastruktur besonders bei Be- und Entladevorgängen zu Nutzungskonflikten mit anderen Verkehrsarten, was ein klares Spannungsfeld im Straßenraum erzeugt: Das Parken von Lieferfahrzeugen in zweiter Reihe, sowie die Häufigkeit und Schwere von Unfällen zwischen Lkw, Fahrrädern und Fußgänger sind hier hervorzuheben.

Um den Lieferverkehr der Zukunft umweltverträglicher, klimafreundlicher und effizienter zu gestalten sind tragfähige Lösungen gefordert. Besonders für die letzte Meile des Lieferverkehrs – der innerstädtische Liefer- und Abholverkehr im Bereich der Endkundenbelieferung, bzw. einfacher gesagt der Transport vom Verteilerpunkt des Kurier-Express-Paket-Dienstleisters zur Haustür – könnte die Nutzung von Lastenrädern zukünftig ein zentraler Baustein sein. Nach einer Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) könnten im Wirtschaftsverkehr in Deutschland 23 Prozent der Fahrten auf Transportfahrräder verlagert werden (1). Nach einer weiteren Studie des von der Europäischen Union geförderten „Cyclelogistics“-Projekts können 51 Prozent aller motorisierten Gütertransporte (privat oder wirtschaftlich) bis 200 kg mit einem Transportvolumen von bis zu einem Kubikmeter in einem Radius von sieben Kilometern mit Fahrrädern und Lastenrädern bewältigt werden (2). Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund des Trends hin zu kleineren Sendungsmengen interessant: durch das Überspringen von herkömmlichen Transportketten (direkte Lieferung von Produzenten zu Kunden) werden zukünftig noch mehr kleine Pakete geschnürt werden (3).

Ein Lastenrad macht dabei für den Lieferverkehr und dienstliche Fahrten (z. B. Installateure und Handwerker), aber besonders auch für private Haushalte und Einkaufsfahrten Sinn. In Kopenhagen beispielsweise fahren etwa 40.000 Lastenräder (68 pro 1.000 Einwohner) durch die Stadt. Davon profitieren nicht nur das städtische Verkehrssystem und die Umwelt, sondern auch jede beteiligte Person und Unternehmung rein wirtschaftlich. Neben einem geringeren Kaufpreis im Vergleich zum Auto verursacht ein Lastenrad auch wesentlich geringere Vollkosten pro Monat (351 € vs. 58 €) (4).

Zudem stellt es einen großen Zeitgewinn dar. Durch eine direktere Routenführung und den Wegfall der Parkplatzsuche sind Lieferungen schneller und somit kostengünstiger zu erbringen. Und der positive Imagegewinn des Dienstleisters kommt noch hinzu.

**(1)** Gruber, J., Rudolph C. (2016): Untersuchung des Einsatzes von Fahrräd ern im Wirtschaftsverkehr (WIV-RAD) (Schlussbericht). Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) / Bundesministerium für Verkehr
und digitale Infrastruktur (BMVI).
**(2)** Wrighton, S. (2014): CycleLogistics final public report. http://cyclelogistics.eu/docs/111/D6_9_FPR_Cyclelogistics_print_single_pages_final.pdf)
**(3)** Wittenbrink, P. (2014): Transportmanagement: Kostenoptimierung, Green Logistics und Herausforderungen an der Schnittstelle Rampe. Springer Gabler, Wiesbaden.
**(4)** VCÖ (2017): In tragender Rolle – Transportfahrräder kommen. VCÖ Magazin – Mobilität mit Zukunft.