Freiheit durch Multimodalität

Mobilität ist eine der wichtigsten Grundvoraussetzungen für den Erfolg von
Volkswirtschaften und die Ermöglichung sozialer Teilhabe. Durch das Aufkommen
neuer Technologien, sozialer Innovationen und gesellschaftlicher
Megatrends wird sie sich in Zukunft jedoch völlig anders darstellen als heute:
Autonomes Fahren, Big Data, Informations- und Kommunikationstechnologien
werden zukünftige Entwicklungspfade grundlegend beeinflussen.
Um in städtischen Räumen dann eine hohe Mobilität (antizipierte potenzielle
Ortsveränderungen) bei geringem Verkehrsaufkommen (durchgeführte
Ortsveränderungen)10 und damit geringen Umweltbelastungen zu ermöglichen,
bedarf es vor allem auch eines intermodalen Verkehrssystems, das
zuverlässig, unkompliziert und kostengünstig für alle funktioniert.

91% der Deutschen glauben, dass ihre Lebensqualität besser wäre, wenn sie nicht mehr auf ein Auto angewiesen wären.*

*Umweltbundesamt (2017): Umweltbewusstsein in Deutschland 2016. Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage. Umweltbundesamt, Dessau

Viele Unternehmen haben mittlerweile verstanden, dass in multimodalen Verkehrssystemen die Zukunft liegt, und engagieren sich auf diesem Feld – auch in Berlin gehören erste Sharing-Systeme bereits jetzt zum Stadtbild. Mit fortschreitender technischer Innovation wird nun Schritt für Schritt auch ein Umdenken in den Köpfen von Nutzerinnen und Nutzern einsetzen, wobei „Nutzen statt Besitzen“ als neue Freiheit verstanden wird. Während heute noch viele Personen für den Weg zur Arbeit ein einziges Verkehrsmittel, zum Beispiel das eigene Auto, das Fahrrad oder den öffentlichen Verkehr, nutzen, könnte das Reisen in Zukunft verstärkt aus einem Mix von Verkehrsmitteln bestehen: Man fährt zum Beispiel einen Teil des Weges mit dem Fahrrad, steigt dann in den ÖPNV um und benutzt für die letzten Kilometer zum Zielort Bike- oder Car-Sharing-Systeme. Man nutzt also die ganze Vielfalt der Dienstleistungsangebote, ohne dabei Mobilitätsmittel zwangsläufig besitzen zu müssen.

2/3 der regelmäßigen Autofahrenden können sich vorstellen in Zukunft weniger Auto zu fahren.*

* Umweltbundesamt (2017): Umweltbewusstsein in Deutschland 2016. Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage. Umweltbundesamt, Dessau.

In einer weiteren Stufe der Entwicklung könnten die Angebote der unterschiedlichen Dienstleister weiter verschmelzen. Gerade in autonom fahrenden Mobilitätszellen in Kombination mit GPS-Technik, wie sie heute schon jedes Smartphone bereithält, liegt ein enormes Entwicklungspotenzial, das große Hoffnungen weckt.
Doch all diese Entwicklung ist nur dann sinnvoll, wenn sie zum Wohl der gesamten Gesellschaft und insbesondere auch in Einklang mit der Umwelt geschieht. Die öffentliche Hand ist hier stärker in einer Führungsrolle gefordert. Insbesondere Nahmobilität (Fuß- und Fahrradverkehr) müssen durch Investitionen und eine kluge Stadtentwicklungspolitik gefördert werden, ebenso wie der ÖPNV. Einige Städte gehen bereits mutig voran, indem sie sich klar positionieren und die Verkehrswende aktiv forcieren.
Die Radbahn könnte für Berlin ein Pilotprojekt auf diesem Weg sein, an das auch intermodale Verkehrssysteme andocken können, wobei deren Funktionalität für die ganze Stadt getestet werden kann.