Gesund für Mensch und Umwelt

Neben der Notwendigkeit eines leistungsfähigen Verkehrssystems für das Funktionieren einer Volkswirtschaft und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ist vor allem die Begrenzung der schädlichen Verkehrsfolgen für Umwelt und Gesundheit ein zentraler
Aspekt einer nachhaltigen Mobilität. Im Rahmen der Umweltauswirkungen sind neben
einem globalen Klimawandel vor allem schlechte Luftqualität, Lärmbelastung und Flächenverbrauch als negative lokale Konsequenzen von Verkehr zu nennen. Im Sinne eines Nachhaltigkeitsparadigmas geht es darum, „Verkehrswachstum und seine Umweltwirkungen so zu begrenzen, dass eine dauerhaft umweltgerechte Mobilität sichergestellt werden kann“ (1).

Im Folgenden wollen wir kurz auf die lokalen Umweltfolgen des Verkehrs in Bezug auf
Lärm und Luftqualität eingehen: Lärmbelastung erzeugt Stress, reduziert die Lebensqualität und kann gar zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. Lärmpegel von 65dB(A) tagsüber und 55db(A) nachts gelten als gesundheitsgefährdend, wobei der motorisierte Straßenverkehr seit Langem die dominierende Lärmquelle in Deutschland darstellt, von dem sich mehr als Hälfte der deutschen Bevölkerung gestört und in ihrem Lebensumfeld belästigt fühlt (2). Luftschadstoffe wie die für den Menschen besonders gefährlichen Stickoxide und Feinstaubpartikel entstehen vor allem aufgrund von Reifenabrieb und Aufwirbelungen durch den Kraftverkehr. Da in praktisch allen deutschen Großstädten die bereits vor Jahren durch EU-Vereinbarungen festgelegten Grenzwerte regelmäßig und oft deutlich überschritten werden, drohen nicht nur Sanktionen auf politischer Ebene. Vor allem kommt es europaweit Jahr für Jahr zu weitreichenden gesundheitlichen Schäden und hunderttausenden Todesfällen, welche der Luftverschmutzung zuzurechnen sind (3).

0,90€ generiert jeder mit dem Fahrrad gefahrene Kilometer im Gesundheitsbereich.*

* Meschik, M. (2012): Reshaping City Traffic Towards Sustainability Why Transport Policy should Favor the Bicycle Instead of Car Traffic. Procedia - Social and Behavioral Sciences 48. S. 495-504.

Um die negativen Umweltfolgen des Verkehrs in Zukunft zu minimieren, müssen drei grundlegende, hierarchisch aufeinander folgende Handlungsziele zugrunde gelegt werden:
Vermeidung, Verlagerung und Verbesserung des Verkehrs.

Angesichts ansteigender Verkehrsleistungen (gefahrene km) des Autoverkehrs und des
stetigen Wachstums des Marktanteils von überdimensionierten SUVs ist zu konstatieren,
dass selbst die Effizienzsteigerungen von Verbrennungsmotoren durch diese sogenannten
„Rebound-Effekte” zunichte gemacht wurden – von Skandalen wie dem „Dieselgate”
ganz zu schweigen. Die Verbesserung von Automobiltechnologie ist wichtig, darf
aber nicht die wichtigste verkehrliche Maßnahme sein. Denn um eine ganzheitliche Veränderung hin zu einer umweltfreundlicheren und damit gesünderen urbanen Mobilität
zu erreichen, muss die Politik auf Verkehrsvermeidung und -verlagerung abzielen. Dies
kann nur geschehen, indem die Voraussetzungen geschaffen werden, die alltäglich mit
dem Auto zurückzulegenden Wege in ihrer Häufigkeit zu reduzieren. Dazu bedarf es einer
Verbesserung der städtischen Funktionen und Angebote – sei es eine Stärkung des
Einzelhandels oder eine Verbesserung der Erholungsmöglichkeiten.

10-mal mehr Menschen sterben in Europa auf Grund schlechter Luft als durch Verkehrsunfälle*.
Weltweit sterben jedes Jahr 7 Mio. Menschen an den folgen von Luftverschmutzung.**

*European Environment Agency (EEA) (2015): Air quality in Europe — 2015 report. Publications Office of the European Union, Luxembourg.
European Commission (2015): Road safety in the European Union.Trends, statistics and main challenges. European Commission, Mobility and Transport DG, Brussels.
**WHO (2014): 7 million premature deaths annually linked to air pollution. WHO Department of Public Health, Environmental and Social Determinants of Health (PHE). http://www.who.int/mediacentre/news/releases/2014/air-pollution/en/

In der Folge ergeben sich dann zahlreiche Verlagerungspotenziale, denn „von Tür zu Tür“
sind Fahrräder bis zu einer Strecke von 5 Kilometern, E-Bikes sogar bis zu einer Strecke
von 9 Kilometern die im Schnitt schnellsten Verkehrsmittel.

Beispiele aus anderen europäischen Metropolen zeigen: eine signifikante Verlagerung
städtischen Verkehrs auf das emissionsfreie Fahrrad und die intermodale Verknüpfung
mit den anderen Verkehrsträgern des Umweltverbundes (zu Fuß, ÖPNV) bedeuten ein
effektives Angehen der großen Umweltprobleme und damit eine deutliche Erhöhung der
urbanen Lebensqualität. Ganz nebenbei und eigentlich selbstverständlich hat Radfahren
als alltägliche Bewegung etliche positive Effekte auf die persönliche Gesundheit: es
verbessert die Atmung, den Fettstoffwechsel, das Herz-Kreislaufsystem, Muskulatur und
Gelenke und führt somit zu einem verringerten Krebsrisiko, einem gesteigerten körperlichen und geistigen Wohlbefinden sowie zu einer höheren Lebenserwartung (4).

3 bis 14 Monate verlängert sich die Lebenserwartung von Menschen, die vom Auto zum Fahrrad wechseln, durch erhöhte körperliche Aktivität.*

* de Hartog, J.J. et al. (2010): Do the Health benefits of cycling outweigh the risks? Environmental Health Perspectives 118. S. 1109–1116.

**(1)** Report of the World Commission on Environment and Development (1987): Our
Common Future. http://www.un-documents.net/our-common-future.pdf
**(2) **Umweltbundesamt (2017): Straßenverkehrslärm. Umweltbundesamt, Dessau.
https://www.umweltbundesamt.de/themen/verkehr-laerm/verkehrslaerm/strassenverkehrslaerm
**(3)** European Environment Agency (EEA) (2015): Air quality in Europe — 2015 report.
Publications Office of the European Union, Luxembourg.
**(4)** WHO (2006): Physical activity and health in Europe: evidence for action. WHO Regional Office for Europe, Copenhagen.